DIE ROLLE DER GEFÄNGNISSE BEI DER DEPORTATION



DIE ROLLE DER GEFÄNGNISSE BEI DER ABSCHIEBUNG



DIE ROLLE DER GEFÄNGNISSE BEI DER ABSCHIEBUNG

Hier wurden nur die Gefängnisse eingetragen, die Ausgangspunkt von Deportationen waren.

Italienische Gefängnisse und Transporte zu den Lagern des Dritten Reiches

Während der Nazi-Besatzung (1943-1945) wurden viele italienische Gefängnisse und Haftanstalten, die von der Italienischen Sozialrepublik (RSI) betrieben wurden, zu Sammel- und Sortierzentren für Juden, Antifaschisten, politische Gegner und Zivilisten, die zur Zwangsarbeit herangezogen wurden und für die Lager des Dritten Reichs bestimmt waren. Diese Orte, die zum Teil bereits vom Regime zur politischen und sozialen Unterdrückung genutzt wurden, wurden zu wichtigen Drehscheiben für die Deportation aus Italien. Gefängnisse wie San Vittore, Le Nuove, Marassi und andere Einrichtungen waren Zwischenstationen auf dem Weg in die Nazi-Lager. Diese Einrichtungen waren die ersten Orte des Leidens für Tausende von politischen und arbeitsfähigen Gefangenen, die ihre Ablehnung des Faschismus und des Nationalsozialismus mit ihrem Leben bezahlten. Ihre Funktion ging weit über die eines Gefängnisses hinaus: Sie waren integraler Bestandteil der vom Dritten Reich geplanten Repressions-, Vernichtungsmaschinerie und des Ausbeutungssystems, bei dem die Komplizenschaft der Italienischen Sozialrepublik eine Schlüsselrolle spielte.

Hauptgefängnisse und Orte der Deportation

  • San Vittore (Mailand):
    1. Rolle: Internierungslager für Juden, Partisanen und politische Gegner.
    2. Deportationen: Die Gefangenen wurden in das Lager Fossoli oder direkt in Lager wie Auschwitz gebracht. Im Juni 1944 wurden von etwa 1.000 Gefangenen 70 Prozent bis zum 20. Juli nach Deutschland überstellt. Unter ihnen war Liliana Segre, die am 30. Januar 1944 mit dem Transport, der vom Bahnsteig 21 des Mailänder Bahnhofs abfuhr, nach Auschwitz deportiert wurde.
  • Le Nuove  (Turin):
    1. Die Rolle: Verwendet, um Antifaschisten, Partisanen und Juden zu inhaftieren.
    2. Deportationen: Häftlinge wurden vor ihrer Deportation oft nach Fossoli gebracht.
  • Regina Coeli (Rom):
    1. Rolle: Internierungslager für Juden, politische Gegner und Widerstandskämpfer.
    2. Deportationen: Viele Gefangene wurden nach Auschwitz deportiert, insbesondere nach der Razzia im Ghetto Rom (Oktober 1943).
  • Risiera di San Sabba (Triest):
    1. Die Rolle: Konzentrations- und Durchgangslager, Gefängnis und Durchgangsort für Gefangene.
    2. Deportationen: Da qui, i prigionieri furono inviati a Dachau, Mauthausen e Auschwitz. È tristemente nota per il forno crematorio utilizzato dai nazisti.
  • Coroneo (Triest):
    1. Rolle: Sammelstelle für Juden und Gegner, vor allem in der Operationszone an der Adria-Küste.
    2. Deportationen: Die Gefangenen wurden in die Risiera di San Sabba oder direkt in deutsche Konzentrationslager gebracht.
  • Lager Fossoli (Carpi, Modena):
    1. Die Rolle: Hauptdurchgangslager in Italien für Deportationen.
    2. Deportationen: Von Fossoli aus gingen zahlreiche Konvois nach Auschwitz und Mauthausen. Fossoli diente als Bindeglied zwischen den lokalen Gefängnissen, insbesondere mit dem Gefängnis von Sant’Eufemia di Modena, und den Lagern, was es zu einem wichtigen Knotenpunkt im Deportationssystem machte. 24. Juni 1944, 475 Häftlinge verließen Fossoli in Richtung des Konzentrationslagers Mauthausen, 75% von ihnen überlebten nicht.
  • Via Tasso (Rom):
    1. Die Rolle: Das eng mit dem Regina Coeli-Gefängnis verbundene Gefängnis war das berüchtigtste Inhaftierungs- und Folterzentrum für Partisanen und politische Gegner.
    2. Deportationen:. Alcuni detenuti dopo essere stati torturati furono trasferiti in altri lughi di transito prima di essere deportati nei lager.
  • Lager Bolzano-Gries:
    1. Die Rolle: Durchgangs- und Internierungslager für politische Gegner und Juden.
    2. Deportationen: Konvois, hauptsächlich mit politischen Internierten, fuhren von hier aus nach Dachau und Mauthausen.
  • Gefängnis von Castelfranco Emilia:
    1. Die Rolle: Inhaftierung von gefangenen Antifaschisten, Partisanen und Juden in der Region Emilia.
    2. Deportationen: Viele Gefangene wurden nach Fossoli geschickt oder direkt in die Lager deportiert. Am 26. Juni 1944, 466 Gefangene wurden nach Deutschland überstellt, hauptsächlich zur Zwangsarbeit in der Kriegsindustrie wie Schäffer & Budenberg in Magdeburg
  • Murate (Florenz):
    1. Die Rolle: Ort der Inhaftierung von Partisanen, Antifaschisten und Juden.
    2. Deportationen: Viele wurden nach Fossoli gebracht und in Nazi-Lager wie Auschwitz und Mauthausen deportiert.
  • Parma:
    1. Rolle: Sortierzentrum für Häftlinge aus Portolongone und Pianosa.
    2. Zahlen: Nach einem Bombenangriff am 13. Mai 1944 wurden viele Häftlinge nach Fossoli oder Castelfranco Emilia verlegt.
    3. Das Schicksal der Deportierten Ein Teil der politischen Häftlinge wurde in die Transporte nach Mauthausen aufgenommen.
  • Gefängnisse in Trentino-Südtirol (Bozen, Trient, Rovereto):
    1. Rolle: Inhaftierungs- und Selektionszentren für den Transport von Gefangenen in deutsche Gefängnisse, darunter Coswig-Anhalt und Siegburg.
    2. Zahlen: Etwa 250 Gefangene die im Sommer 1944 zur Zwangsarbeit überstellt wurden.
    3. Charakteristisch: Ihre Nähe zur deutschen Grenze machte sie strategisch für die Deportationslogistik.
  • Gefängnisse in Friaul-Julisch-Venetien (Triest, Udine, Gorizia, Pordenone):
    1. Die Rolle: Etappen für die Überführung von gewöhnlichen und politischen Gefangenen in deutsche Lager.
    2. Zeitraum: September-Dezember 1944.
    3. Das Schicksal der Deportierten: Beschäftigung in Zwangsarbeitslagern in Deutschland.

Bedingungen und Modalitäten der Übertragung

  • Überbelegung: Die italienischen Gefängnisse, insbesondere die im Norden, waren aufgrund von Razzien und Deportationen oft überfüllt.
  • Auswahlen: Die Häftlinge wurden nach ihrer Eignung zur Zwangsarbeit oder nach ihrer politischen Gefährlichkeit eingestuft. Viele normale Häftlinge wurden zu Zwangsarbeitern gemacht.
  • Transport: Die Transporte fanden unter unmenschlichen Bedingungen statt, in überfüllten Güterwagen ohne sanitäre Einrichtungen. Die Reise zu den Lagern war oft lang und tödlich.

Auswirkungen und Folgen

  • Italienische Gefängnisse wurden zu zentralen Instrumenten der nationalsozialistischen Deportationspolitik und kollaborierten, oft unter Zwang, mit den deutschen Besatzern.
  • Zehntausende von Menschen durchliefen diese Einrichtungen, von denen viele nicht mehr zurückkehrten.
  • Das italienische Gefängnissystem der damaligen Zeit verdeutlicht die Brutalität des Krieges und die direkte oder indirekte Komplizenschaft der faschistischen Institutionen mit dem völkermörderischen und repressiven Projekt des Dritten Reiches.

Die entscheidenden Orte der Deportation

Bis zu 20.000 Menschen wurden aus Triest in die Lager der Nazis deportiert. Es waren Gegner, Juden und „unerwünschte Personen“. Der Historiker Franco Cecotti erzählt uns, wer deportiert wurde und welche Rolle das Gefängnis Coroneo spielte

Das Gefängnis San Vittore in Mailand war zunächst der Mittelpunkt der Repressionen des Regimes und dann der Ort, an dem die Deportation Tausender Menschen begann. Der Historiker Dario Venegoni erklärt seine Funktion.

Sowohl während der 20-jährigen faschistischen Periode als auch während des Krieges auf italienischem Boden nach dem 8. September spielte das Gefängnis San Giovanni in Monte in Bologna eine zentrale Rolle. Zunächst bei der Unterdrückung von Menschen aus der Emilia und der Romagna und dann bei der Deportation. Der Historiker Andrea Ferrari erzählt uns davon

Tausende und Abertausende. Aus dem Gefängnis Le Nuove in Turin wurden Tausende von Menschen in die Nazilager deportiert. Das Gefängnis in der piemontesischen Hauptstadt spielte auch eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung von Oppositionellen. Der Direktor des Museums Le Nuove, Calogero Modica, erzählt uns davon.

Im Murate-Gefängnis in Florenz wurden während der zwanzig Jahre des Faschismus Hunderte von Oppositionellen inhaftiert. Mit Beginn des Krieges wurde es zusammen mit den Leopoldinischen Schulen zum Ausgangspunkt für Hunderte Menschen, die in die Konzentrationslager der Nazis gebracht wurden. Die Direktorin des Florentiner Irrenhauses, Valentina Gensini, erzählt uns von der Rolle des Instituts

Genua, eine Goldmedaillenstadt des Widerstands, wurde zunächst von der Repression des Regimes und dann von der Ankunft der Nazis gequält, die die Stadt nach dem 8. September zusammen mit den lokalen Faschisten besetzten. Neben dem Marassi-Gefängnis war ein weiterer Ort von grundlegender Bedeutung für die Deportation: die Casa dello Studente, ein entsetzlicher Ort der Folter. Paolo Migone, der Direktor des Museums Casa dello Studente, erzählt uns davon.

Das Badia-Gefängnis in Sulmona war auch ein Ort, an dem viele jugoslawische Gegner nach dem Einmarsch in Italien 1941 inhaftiert waren. Mit der Ankunft der Nazis nach dem 8. September wurde es zum Ausgangspunkt für Deportationen. Der Historiker Mario Giulio Salzano erzählt uns davon.

Im Gefängnis Regina Coeli wurden in den zwanzig Jahren der faschistischen Herrschaft viele Menschen inhaftiert. In der Hauptstadt war die OVRA ein echtes Schreckgespenst, und nichts entging den Spionen des Regimes. Nach dem 8. September waren die Repressionen der Nazis äußerst gewaltsam: Es kam zu Ermordungen und Deportationen. Und viele Menschen verließen Regina Coeli. Der Historiker Amedeo Osti Guerrazzi erzählt uns davon.

Il carcere di Regina Coeli, il cuore di Roma
Intervista a Amedeo Osti Guerrazzi, storico (trascrizione)